GRENZENLOSES KUNSTPROJEKT Projektverlauf

2009

SKIZZENBUCHAUSZUG VOM 17. MÄRZ 2009 - Der Beginn des GRENZENLOSEN KUNSTPROJEKTS von Heike Marianne Liwa
SKIZZENBUCHAUSZUG VOM 17. MÄRZ 2009

Diesen Text schreibe ich, nachdem ich Ende 2008 zwanzig Papierobjekte herstellte, aus denen unterschiedliche alltägliche Gegenständen von Innen nach Außen dringen.

Nach meiner Vorstellung sollte dieser Text abgeschritten werden, denn es ist ein anderes Lesen wenn nicht nur die Augen, sondern der gesamte Körper in Bewegung ist. Ich suche also eine Möglichkeit, ihn auf alltäglichem Material an einem Stück schreiben zu können. Meine Wahl fällt auf Kassenrollenpapier. Um den Bezug zum Text zu verstärken, ergänze ich die Objekte auf vierundzwanzig, drei davon mit Spiegeln. Als ich den Text das erste Mal am Stück schreibe, misst er exakt acht Meter – die gleiche Länge ergeben alle Papierobjekte nebeneinander wenn ich sie im Abstand von zehn Zentimetern aufhänge. Objekte und Text gehören zusammen.

 

I am writing this text after having created twenty paper works in which various daily objects move from inside to outside.

I imagine that this text should be walked along, because it is a different reading when not only the eyes move but the whole body is in movement. So I am searching for a way to write it on ordinary material in one piece. My choice ist sales slip paper. To emphasize the relation to the text I complete the objects up to 24, three of them with mirrors. Writing it for the first time, it measures exactly eight metres - the same length as all paper works hanging side to side in 10cm distance. Objects and text belongs together.

Jede Stunde des Tages-Papierobjekte von Heike Marianne Liwa im Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg, 2009_____Foto: Jola Wolters
Foto: Jola Wolters

Begeistert von der Idee Jede Stunde des Tages bewerbe ich mich damit für die Ausstellung der Interessengemeinschaft Duisburger Künstler, die vom 1. August bis 20. September 2009 im Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg stattfindet.

 

Die Arbeit wird angenommen, allerdings muss ich aus Platzgründen die Objekte in Blockform hängen. Auch der Textstreifen ist zu lang und meine Idee, ihn von der Wand herab über den Boden zu kleben, wird aus versicherungstechnischen Gründen von der Kuratorin abgelehnt. Da es für mich nicht infrage kommt, den Text zu zerteilen, verzichte ich hier auf diesen Teil meines Konzepts.

 

Thrilled by the idea of Every Our Of The Day I apply to the exhibition of the Interessengemeinschaft Duisburger Künstler, which takes place from August, 1st to September, 20th in Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg (Germany). The work is accepted, but because of lack of space I have to hang the objects in block formation. In addition to that the text strip is too long, and my idea to hang it from down the wall over the ground is declined because of reasons of insurance cover. I am not willing to split the text, therefore I have to do without this part of my concept.

 

Auf der Suche nach einem (großen und fürs Publikum gefahrenlosen) Ort für den zweiten Teil meiner Idee klebe ich die ersten Textstreifen über drei Wände meines Ateliers. Da ich dem Text noch mehr Raum geben möchte, finde ich noch weitere Orte an denen er im September 2009 aufgehängt und fotografiert wird: Duisburg, Essen, Berlin, Aachen, Nimwegen (Niederlande), Vilnius (Litauen) und Los Angeles (USA). Während also die Objekte im Museum präsentiert werden, realisiere ich den zweiten Teil meines Konzepts zeitlich parallel dazu an anderen Stellen.

 

So while the one part is presented in the museum I am searching for a room (big enough and without danger for the audience) for the other part. Simultaneously to the exhibition it finds a place on the three walls of my atelier. I want to give more room to the text, so I find more places where it is hung and photographed in September 2009: Duisburg, Essen, Berlin, Aachen, Nijmegen (Netherlands), Vilnius (Lithuania) and Los Angeles (USA).

 

Durch die Ausbreitung in andere Sprachregionen ergeben sich Übersetzungen ins Niederländische, Englische und Polnische. Das unterstreicht meine Intention und ich empfinde die Mehrsprachigkeit in meinem Atelier als Zeichen der Verbundenheit mit den anderen Orten an denen der Textstreifen hängt.

 

Through the spread to different regions different languages translations into Netherlands, English and Polish come into being. I recognize the multilingualism as a sign of attachment to the other places where my text strips are hanging.

 

Jede Stunde des Tages-Text von Heike Marianne Liwa auf Polnisch, Deutsch, Niederländisch und Englisch im Atelier im September 2009
Text auf Polnisch, Deutsch, Niederländisch und Englisch im Atelier im September 2009

Um das Innen und Außen darzustellen, soll es von jedem Ort jeweils ein Innen- und ein Außenfoto geben. Die ersten Fotos zeigen, dass die Darstellung unterschiedlicher Orte die Textaussage unterstreicht.

Meine Idee, diesen Text mit seiner Energie grenzenlos in der Welt zu verbreiten, scheint mir allerdings etwas groß. Aber der Grundstein zum GRENZENLOSEN KUNSTPROJEKT ist gelegt.

Ich möchte mehr Menschen in den kreativen Prozess einbeziehen, um unterschiedliche Sichtweisen zu zeigen und verteile immer mehr von den handbeschriebenen Papieren.


The topic of Inside and Outside should also be of importance regarding the photos. The first photos already show how much the depiction of the various places underlines the meaning of the text. My idea that this text with its energy is spreading boundlessly all over the world seems in the beginning a bit too big to me. But this is the foundation stone of the BOUNDLESS ART PROJECT. It is of importance to me to involve more people into the creative process in order to show different points of view and so I distribute more and more of the handwritten papers.

2010

Fotos: Thomas Weiss

Unter dem Motto Hafen der Kulturhauptstadt ist Duisburg Ruhrort vom 21. Mai bis zum 6. Juni Austragungsort der Local Heroes Woche der Kulturhauptstadt 2010. Jede Stunde des Tages passt mit seiner Mehrsprachigkeit gut in diesen Rahmen. Im Glockenturm der ehemaligen Jakobuskirche kann ich endlich alle vierundzwanzig Papierobjekte und den Text in mittlerweile sieben verschiedenen Sprachen installieren. Ich mache daraus ein spartenübergreifendes Projekt, bei dem Simone Helle den Text in Begeleitung der Cellistin Susanne Leben singt.

 

For the theme Harbour of capitol of culture Duisburg-Ruhrort becomes venue of the Local Heroes-week of Kulturhauptstadt 2010. Every hour of the day with its multilingualism is a perfect fit for this frame. I can finally install all 24 paper objects and the text, which in the meantime exists in seven languages in the belltower of the former Jacobus church. I create a branch-connecting project in which Simone Helle sings the text accompanied by the cellist Susanne Leben.

2011

Die englische Textversion kommt nach Neuseeland zu der aus Norwegen stammenden Künstlerin Siri Embla, die ihn zum Bestandteil des Projekts connect macht. Die Musik wird von dem Franzosen Guillaume Evrard in Frankreich eingespielt. Die Fotos entstehen in Haugesund in Norwegen.

 

The English text version reaches New Zealand and the Norwegian artist Siri Embla, who makes it part of her project connect. The music is recorded by Guillaume Evrard from France. The photos are made in Haugesund in Norway.

Karla Kalamees hat meinen Text in die deutsche Stenografie übertragen und in ein Yin Yang Symbol geschrieben. Keine neue Sprache, aber eine eigene Schrift.

 

Karla Kalamees translated my text into German stenography. And Karla Kalamees wrote the original text and the translation into steno inside a yin yang symbol.

2012

Jola Wolters spricht den Text auf Polnisch.

Gedanken zur Entwicklung dieses Projekts:

  • Mir wird noch einmal bewusst wie sehr jedes einzelne Foto eine Geschichte erzählt.
  • Lebensräume sind so vielfältig, die Fotos so unterschiedlich. Spannend, was in der Umgebung wächst. Wie klischeehaft ist oft die Vorstellung von bestimmten Orten - die Fotos bestätigen das zum Teil oder brechen damit - was ich besonders reizvoll finde.
  • Manche TeilnehmerInnen machen eine Performance aus der Sache, binden andere Menschen mit ein, machen neugierig.
  • Es gibt Fotos von Orten an unterschiedlichen Tageszeiten, Fotos die die Freude über einen Ort darstellen. In Ermangelung von Wänden wird der Textstreifen oft gehalten, gelegt oder um etwas gewickelt. Ich hatte nicht erwartet, so viele Menschen auf den Fotos zu sehen und empfinde das als Bereicherung.
  • Natürlich ist es meist nicht möglich, den gesamten Text lesbar zu fotografieren, das schafft keine Kamera - es muss übrigens nicht unbedingt eine tolle Kamera sein, im Zeitalter der mein-Telefon-kann-alles-Fotos sind auch die sehr gut. Häufig wird auch ein zur Situation passender Satzabschnitt abgebildet. Meine Idee des Textabschreitens ist für die Fotos nicht relevant, wichtig ist der Blick auf das alltägliche Leben.
  • Gerne wird der Text auch in zwei Sprachen gezeigt, das hat eine schöne Symbolik. Mir kommen Orte näher, die vorher für mich nur ein Wort auf der Landkarte waren.
  • Es gibt erstaunlich viele Aufnahmen von prominenten Orten, ist das auch ein Ausdruck des Alltäglichen?
  • Die harmonischen Augenblicke dominieren, selten zeigt jemand Chaos.
  • Manchmal wird der Text weitergegeben, manchmal bleibt er aber auch für längere Zeit an einem Ort. Ursprünglich hatte ich gehofft, dass er in den Räumen verbleibt. Ihn aber weiterzureichen ist auch eine schöne Sache ...
  • Oft taucht er sowohl auf den Innen- als auch auf den Außenansichten auf, warum überrascht mich das?
  • Manche Menschen machen ohne zu Zögern ihre Adresse öffentlich, manche sind zurückhaltend, in diesem Fall genügt auf jeden Fall die Angabe der Stadt, denn es geht ja nicht um Daten, sondern um Eindrücke.
  • I´m aware of how much every photo tells its own story.
  • There are so many kinds of living spaces, the photos are so different. It is fascinating to see the local plants growing around the houses. Our idea of some places are full of clichès - the photos show these clichés or the opposite of it, I like this other side.
  • For some participants, the photo shooting is a performance, other people are involved, curiosity is aroused.
  • There are photos about places at different times, photos which show pleasure about the place. Without a wall, people hold the text-strip in theire hands, set it on the ground or wrap it arround something. I haven`t expected so many people on the photos and I see it as an enrichment.
  • Of course it isn`t always possible to photograph the whole text readable, no camera can do that – it doesn´t have to be a fantastic camera, also a smartphone can do it. Often you can read a part of the text which is compatible to the situation. My idea to read the text-strip without stopping isn`t relevant for the photos, important is the view on everyday life.
  • Sometimes the text is seen in two languages, that is a lovely symbol. I feel closeness to places that were only a word on the map before seeing the photos.
  • There are surprisingly often pictures of prominent places, is this an expression of everyday occurrences?
  • There are more harmonious moments to see than views of chaos.
  • The text sometimes is handed to another person, sometimes it is at one place for a long time. I hoped it stay at one room for a long time. But handed it to another person is also good.
  • Often it is to see in the inside and the outside, why this is so surprising for me?
  • Some people make theire adress public without hesitation, some people are reserved, for this cause the name of the city is quite enough, data don`t matter, the impression is what is relevant.

Nigar Yardim hat Jede Stunde des Tages in Barcode chiffriert. Die Welt ist voller Zeichen.

 

 

 

 

 

Nigar Yardem transcribed Jede Stunde des Tages into barcode. The world is full of signs.

 

2013

Jede Stunde des Tages-Text von Heike Marianne Liwa im Central Station New York (USA) 2013
Jede Stunde des Tages im Central Station New York (USA)

Um den Textstreifen im New Yorker Bahnhof zu präsentieren, muss aus Sicherheitsgründen eine Genehmigung beantragt werden. Vielen Dank für dieses spontan erstellte mutige Foto!!

 

Because of security reasons, you need a permission to present the text banner in the station of New York.Thank you for this brave, spontaneously taken photo!

2014

Die erste reale AUSSTELLUNG des Projekts findet statt! Das Textprojekt hat sich von den 24 Objekten losgelöst und ist nun eigenständig.

2015 werde ich endlich viele der Fotos und Textstreifen in einem Raum zeigen können. Der Kulturbeirat der Stadt Duisburg unterstützt die Ausstellung, weil das "Projekt mit Hilfe der Literatur Menschen unabhängig von Nationalität und gesellschaftlicher Stellung zueinander bringt". Das freut mich sehr.

 

The first real EXHIBITION of the projekt takes place! In 2015 I will show many of the photos and text-stripes in one room. Kulturbeirat of Stadt Duisburg supports the exhibition, because the „project brings people together independent of the nationality and social position“. I am happy about this.